Von Klaus D. Desinger Oberwörresbach / Cleveland. Sabine Faller ist überglücklich. Nach 38 Jahren hat sie ihren Vater gefunden, den sie noch nie gesehen hat. Nach langjährigen Suchaktionen war sie über einen Würzburger Anwalt auf den in den USA lebenden Daddy aufmerksam geworden. Gary Royal (59) war 1967 in Baumholder stationiert und neun Monate mit Sabines Mutter zusammen, bevor die Armeezeit im April ‘68 endete und er zurück in die Staaten ging. Seine Freundin blieb in Deutschland und brachte im Mai Sabine zur Welt. Der Vater blieb verschwunden, die Mutter heiratete 1969 und das Kind dachte, der neue Mann sei ihr Papa. Bis die Mutter eines Tages schwer erkrankte und ihrer Tochter die Wahrheit über ihren leiblichen Vater erzählte und ihr die Adresse gab - allerdings war die Straße falsch und einen Brief, den Sabine mit 16 Jahren an ihren Vater schrieb, kam nach einem halben Jahr ungeöffnet zurück. Die Adresse stimmte nicht. Alle paar Jahre suchte sie über das Jugendamt, die Caritas und das Rote Kreuz nach ihrem alten Herrn - vergebens. Zu viele Fälle, man könne nicht helfen, so die lapidare Antwort. Eine Zufallsbekanntschaft im Krankenhaus, deren Mann in Cincinatti/Ohio lebt, ermunterte Sabine Faller weiterzusuchen. So stieß sie im Internet auf einen Würzburger Anwalt, der sich auf das Aufspüren von Verwandten und (Besatzungs-)Vätern in den Vereinigten Staaten spezialisiert hat. »Geben Sie mir zwei bis 48 Stunden Zeit«, bat er seine Klientin um ein wenig Geduld. Schon nach 20 Minuten kam eine E-Mail aus der Kanzlei, Sabine Faller solle 125 Euro überweisen, man habe alle Daten. Erst skeptisch, doch dann voller Tatendrang bezahlte sie und bekam umgehend die Adressen der letzten 20 Jahre ihres Vaters - und die aktuelle. Sofort schrieb sie einen Brief an den Herrn Papa und just wenige Tage später kam zu ihrem Geburtstag ein großer Blumenstrauß aus den Staaten. »Da bekam ich einen Nervenzusammenbruch, ich konnte es nicht fassen und habe mich eine halbe Stunde im Badezimmer eingeschlossen«, berichtet Sabine. Einen Tag später rief er an und es gab ein erstes Telefongespräch zwischen den Verlorenen. Inzwischen sprechen die beiden täglich sechs bis acht Stunden über Internettelefon MSN-Messanger, mit Webcam und Mikrofon. Und am 5. Juli ist es soweit. Dann fliegt Sabine Faller mit ihrer Tochter Sammy-Jo (16) nach Lorraine bei Cleveland/Ohio. Vater Gary ist seit zwei Jahren Rentner, restauriert antike Möbel in seiner Garage. Eine neue Frau oder Kinder hat er nicht. Umso mehr freut er sich, seine Tochter in die Arme schließen zu können. Gemeinsam wollen sie zum deutschen Konsulat nach Chicago, wo Gary die Vaterschaft anerkennen will. Auch Sabines Tochter Sammy-Jo freut sich auf ihren Opa: »Cool«, sagt der Teenager, auf den der Opa einen »Super-lieben Eindruck« gemacht hat. Zwölf Tage werden die Fallers nun in den USA verbringen und sicherlich vieles nachholen, was in den vergangenen Jahren nicht möglich war. Wer auch auf der Suche nach Verwandten, Vätern von Besatzungskindern oder Bekannten in den USA ist wird im Internet fündig: @ www.suchdienstUSA.de |